blieben, anders als die Kollegen des el-
sässischen Ablegers Smart, bisher von
Sanktionen verschont.
,,Noch sind wir nicht überall da,
wo wir hin wollen", trieb Schrempp
seine OFKler an, ,,wir müssen Großes
vollbringen wollen und es einfach
tun."
Auch unter neuer Führung, so
scheint es, klafft bei Daimler-Benz
noch eine erhebliche Lücke zwischen
Anspruch und Alltag. Zwischen
,,Schein und Wirklichkeit".
fal
die Führungsmannschaft um Ent-
wicklungschef Johann Tomforde
und Finanzchef Christoph Baubin
feuern.
Beim Führungskräfte-Forum leg-
te der Vorsitzende nach: ,,Es war offen-
sichtlich, daß die Probleme bekannt
waren, aber verschwiegen wurden.
Wir haben daher umgehend personelle
Konsequenzen gezogen."
Das war eine Warnung, die
Schrempp vor allem an die Fahrzeug-
bauer in Untertürkheim richtete. Die
H.-G. O
E
D
,
R. B
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,,Was zum Teufel hat ihn getrieben"
Reuter-Erinnerungen: Die negativen Kommentare überwiegen
S
chein und Wirklichkeit" ­ die
Memoiren von Edzard Reuter,
dem ehemaligen Vorstandsvorsitzen-
den der Daimler-Benz AG, sorgten
für Aufsehen, noch bevor sie erschie-
nen waren. Was Reuters grimmiger
Rückblick ,,schwarz auf weiß bietet,
ist kein schöner Anblick. Aber lehr-
reich". So urteilte die ,,Frankfurter
Rundschau", nachdem manager
magazin in seiner Februar-Ausgabe
vorab über das Buch berichtet hatte.
Kollegen und Geschäftspartner,
deutsche und internationale Medien
kommentierten Reuters Erinnerun-
gen. Auszüge:
,,Dieser sich selbst überschätzende
Einfaltspinsel."
Ex-Daimler-Chef Joachim Zahn
im Süddeutschen Rundfunk
,,Einfalt meint, der versteht vom Ge-
schäft nix, und Pinsel bedeutet, der
schwätzt trotzdem scheinbar ge-
scheit daher."
Joachim Zahn in ,,Der Spiegel"
,,Was zum Teufel hat Reuter getrie-
ben, mir angesichts meiner angeb-
lich ekelhaften Charaktereigen-
schaften auch noch eine Stabsstelle
anzubieten, mit dem Ziel, in den
Daimler-Vorstand zu gehen?"
Martine Dornier-Tiefenthaler
in der ,,Stuttgarter Zeitung"
,,Reuter (hat sich) nie zugehörig ge-
fühlt zu dieser Kaste reaktionärer In-
dustrieller ... Reuter rechtfertigt sei-
ne Unternehmenspolitik, und es ge-
lingt ihm auch zum großen Teil."
Ex-Daimler-Sprecher Winfried Münster
in ,,Die Woche"
,,Wir lehnen ein solches Vorgehen von
jemandem, der eine herausragende
Stellung in unserem Unternehmen in-
nehatte, entschieden ab."
Schreiben des Daimler-Benz-Vorstands
an seine Führungskräfte
,,So offen er Schrempp und den AEG-
Managern Fehler anlastet, so vage
bleibt seine Aussage über eigene Irrtü-
mer und Versagen."
Reuter-Biograph Hans Otto Eglau
in ,,Die Zeit"
,,Woher das Magazin das Manuskript
wohl hat?"
Hannoversche Allgemeine Zeitung
,,Man mag das Resultat seiner un-
ternehmerischen Bemühungen als
ziemlich erfolglos betrachten: Hier
ist einer, der sich seinen Kritikern
stellt und auch im nachhinein beim
Austeilen noch keineswegs erlahmt
ist."
Börsen-Zeitung
,,Daß Reuter nur hadert, anstatt sei-
nen Verstand einzusetzen, daß er alte
Rechnungen begleicht, anstatt sich
um ein abgewogenes Urteil zu
bemühen, das verübeln Reuter selbst
wohlgesonnene Leute."
Stuttgarter Nachrichten
,,Sein Buch wird sicherlich nicht
dazu beitragen, Reputation und An-
sehen zurückzuerlangen."
Handelsblatt
,,Es irritiert, wenn Reuter so rechtet
und sich dabei selbst zum auf kläreri-
schen Weltgeist hoch zu Pferd stili-
siert. Haben am Ende doch diejeni-
gen recht gehabt, die zwar seine bril-
lante Intelligenz erkannten, ihn aber
nicht an der Spitze des Konzerns ha-
ben wollten?"
Frankfurter Allgemeine Zeitung
,,Wie zu seiner Zeit als Vorsitzender
weist Reuter heute in seinem Buch
das Argument zurück, daß seine Ex-
pansionsstrategie und seine Vision
vom integrierten Technologiekon-
zern das Unternehmen ins finanzi-
elle Desaster führten."
International Herald Tribune
,,Selbst die Hölle kennt keinen ge-
waltigeren Zorn als den von abge-
halfterten Executives. Doch Edzard
Reuter ... wählte den falschen Mo-
ment, um zurückzuschlagen. Seine
Attacken dürften das Management
ziemlich kaltlassen."
Financial Times
Buchautor Edzard Reuter:
Weltgeist hoch zu Pferd
MANAGER MAGAZIN 3/98 ·
S. 16
S. 16
Manager Magazin 3/98
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